Warum sind Rassekatzen eigentlich so teuer ?

Das ist eine Frage, mit der ein Züchter konfrontiert werden kann:
Als Käufer erscheint Ihnen der Preis eines Rassekätzchens vielleicht überzogen. Sie würden auch gerne ein Rassekätzchen ohne Stammbaum nehmen?
Denn oftmals wird behauptet, der Stammbaum würde die Preise so hochtreiben. Das ist Unsinn. Ein Stammbaum kostet gerade mal CHF 40.- und ist nicht der Grund für höhere Preise.
Es sind die liebevolle Aufzucht, die gute Haltung, das hochwertige Futter, der Zeitaufwand und die medizinische Versorgung, die den Preis rechtfertigen. Dafür erhalten Sie als Käufer ein gesundes Kätzchen mit sehr gutem Sozialverhalten und der Option auf ein schönes, langes Katzenleben.

Die meisten Leute denken tatsächlich, dass man mit der Katzenzucht viel Geld verdienen kann. Dass der Kaufpreis noch nicht mal alle Kosten deckt die man als Züchter hat, glaubt kaum einer. Rassekatzenzucht kostet, wenn sie ernsthaft, vernünftig und gewissenhaft betrieben wird, neben Zeit und Liebe viel Geld.

Wozu also ein Stammbaum?

Der Stammbaum ist ein Qualitätsnachweis.

Er besagt, dass der Züchter Mitglied in einem Verein ist und sich an die Zuchtrichtlinien hält und er ist der Nachweis darüber, dass das erworbene Kätzchen von gesunden Vorfahren abstammt. Wie sonst wollen Sie sich diesen wichtigen Punkt glaubhaft versichern lassen? 

Vielleicht denken Sie jetzt: Es gibt ja auch Züchter, die ihre Kätzchen ohne Papiere zu einem Bruchteil des Preises verkaufen. Aber man ist sich nicht bewusst, dass solche Kätzchen in der Regel mit ihrer physischen und psychischen Gesundheit bezahlen.

Was steckt hinter den Preisunterschieden?

Alle Züchter, die einem seriösen Verein angehören, unterliegen Zuchtrichtlinien, die nach dem Tierschutzgesetz bestimmt werden. Diese Richtlinien regeln u.a. das Mindestalter für die Erstbedeckung der Katze und die Häufigkeit der zugelassenen Deckungen, die medizinische Versorgung und das früheste mögliche Abgabealter der Jungtiere. Dadurch sind optimale Bedingungen gewährleistet, aus denen gesunde und psychisch stabile Tiere hervorgehen.
 
Besitzt der Züchter keinen eigenen Deckkater, muss er seine Katze zur Fremddeckung bringen. Die Kosten für das decken lassen bei einem Kater liegt ab CHF 700.- aufwärts. Dazu kommen noch die Fahrtkosten und wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt, fährt man noch ein zweites oder drittes Mal hin. In den meisten Fällen findet man den geeigneten Deckkater auch nur weit entfernt. Die Haltung eines eigenen Zuchtkaters ist nicht so einfach und kostspielig.

Mit Kosten, wie zum Beispiel Gesundheitsvorsorge, Untersuchungen, Gentests, tierärztliche Betreuung der trächtigen Katze, Tierarztbesuche bei Krankheit der Mutterkatze und der Kätzchen (das kann auch schon mal gerne an Wochenenden oder Feiertagen passieren), Impfungen der Jungtiere, wenn man Pech hat ein Kaiserschnitt notwendig wird und allen anderen Ausgaben die ein Züchter hat, geht es eben nicht günstiger.

Anmerkung: Genetische Krankheiten wie z.B. PKD (Polyzystische Nierenerkrankung), PRA (Progressive Retinaatrophie - Augenkrankheit), PCR (Hypotrichose/Kurzlebigkeit) ect. kommen nicht nur bei Rassekatzen vor, sondern bei allen Katzen! Sie werden nur bei Rassekatzen häufiger erwähnt, weil Züchter sich Gedanken um diese Krankheiten machen und ihre Katzen auf das Vorhandensein dieser Krankheiten untersuchen.

Kätzchen aus einer seriösen Zucht werden niemals vor der 12. Lebenswoche abgegeben. Sie verbringen also den wichtigsten Teil ihrer Prägungsphase in der Obhut ihrer Mutter. Der Züchter hat somit viel Zeit und Liebe investiert, damit Ihr Kätzchen die besten Voraussetzungen für ein gesundes und glückliches Leben hat.

Interessenten sollten sich auch nicht über die Neugierde des Züchters wundern, wenn dieser viele Fragen stellt.
Er investiert in ein Kätzchen viel Liebe, Zeit und auch Geld und er trägt auch ein Stück Verantwortung und möchte deshalb sein Kätzchen nur in den allerbesten Händen wissen. 

Der Kaufpreis eines Katzenbabys dient auch noch einem anderen Zweck. Leider gibt es immer wieder Leute, die der Meinung sind "was nichts kostet ist auch nichts wert", daher ist der Preis auch als Lebensversicherung für das Kätzchen zu verstehen. Wem schon der Anschaffungspreis zu teuer ist, der spart vielleicht beim Futter, oder den anfallenden Tierarztrechnungen und Impfungen. Eine Katze die bis zu 20 Jahre alt werden kann, verursacht im Laufe ihres Lebens noch viele weitere Kosten. Sind sie bereit viel Geld für eine notwendige Behandlung oder Operation auszugeben, wenn die Katze mal krank werden sollte? Auch da können plötzlich hohe Kosten auf sie zukommen.

Sicher gibt es Rassekatzen die viel günstiger angeboten werden. Allerdings würde ich mich fragen, warum das so ist. Entweder haben sie dann keinen Stammbaum (oder kann auch gefälscht sein), oder sie kommen aus oft tierschutzwidrigen in- und ausländischen Grosszuchten. Oft sind diese Tiere zu jung, krank und völlig verstört, der Transportweg und die Unterbringung ist häufig eine Qual. Solche „Vermehrer“ entziehen sich bewusst jeglichen Vorschriften, Kontrollen und Auflagen, welche zum Schutz der Katzen bestehen. Am Ende steht ein Käufer, der aus Mitleid so ein Kätzchen "rettet" und damit diesen Handel aufrechterhält. Solange es eine solche Nachfrage gibt, wird diese Art des Tierhandels nie enden.

Selbstverständliche Dinge wie artgerechte und ausreichende Ernährung, Liebe, Pflege, ausreichend Platz, Hygiene, eine Beziehung zum Menschen, Gesunderhaltung, Impfungen, Spielzeug, Kratzbäume, etc. sind diesen armen Tieren meistens fremd. Bei diesen bedauernswerten Tieren handelt es sich oft um „Produkte“ aus Massenzuchten, die einzig Vermehrung und Verkauf zum Ziel haben. In solchen „Zuchtbetrieben“ dienen die Kater häufig nur zur Vermehrung und werden entsprechend schlecht gehalten. Die Muttertiere werden durch zu frühe und viel zu häufige Bedeckungen schamlos ausgebeutet, bis sie geschwächt und ausgemergelt sind und im schlimmsten Fall auch sterben. 
Bei der Verpaarung der Elterntiere finden Gesundheit, Qualität und Charakter keine Beachtung, von einer medizinischen Grundversorgung der Tiere ganz zu schweigen. 

Darüber hinaus werden die Kätzchen oft viel zu früh (vor der 12. Lebenswoche) abgegeben. So kann das Muttertier schnell wieder gedeckt und mehr verdient werden. Dass Jungtiere, die unter solchen Umständen gezeugt und aufgezogen werden, nicht selten krank und schwach sind, kann sich selbst ein Laie denken.
Welche Folgekosten, Ängste und Sorgen auf Katzenfreunde zukommen können, die bei so genannten Massenzüchtern ihre Rassekatze kaufen, ist ihnen meist nicht bewusst.

Spätestens jetzt sollte klar sein, dass ein artgerechter und verantwortungsvoller Umgang mit Tieren seinen Preis hat und auch nicht verhandelbar ist.